Häufige Krankheitsbilder

 

Herzgeräusch

Herzgeräusche sind bei Kindern sehr häufig, fast 70 % aller Kinder haben im Verlauf ihres Lebens ein Herzgeräusch. Im Neugeborenen- und Kleinsäuglingsalter müssen diese rasch abgeklärt werden, da relevante Herzfehler vorliegen können. Bei größeren Säuglingen und Kleinkindern sind sie allerdings in der Regel harmlos und ohne Krankheitswert. Dennoch bleibt es wichtig auch diese abzuklären, da in seltenen Fällen auch Herzfehler wie ein Vorhofseptumdefekt (s.u.) häufig erst spät Herzgeräusche aufweisen und die Kinder häufig lange beschwerdefrei sind.

 

Vorhofseptumdefekt

Hierbei handelt es sich um ein Loch zwischen den beiden Vorkammern. Die minimale Variante ist das offene Foramen ovale, ein Befund der nicht als krankhaft gilt und bei einem großen Teil der Bevölkerung vorkommt. Kleinere Defekte schließen häufig von allein, größere Defekte führen zu einer Belastung des Herzens und müssen meistens behandelt werden. Die Art der Behandlung hängt von der Größe und Stelle des Defektes ab. Jeder Defekt kann operativ verschlossen werden, bestimmte Defekte können auch interventionell (per Herzkatheteruntersuchung) mit einem „Schirmchen“ verschlossen werden.

Der Vorhofseptumdefekt ist ein Herzfehler, der häufig keine Beschwerden bereitet und deswegen nicht selten spät festgestellt wird (auch im Erwachsenenalter). Symptome können eine vermehrte Infektanfälligkeit oder eine verminderte Belastbarkeit sein, meistens im Kleinkind- bzw. Schulkindalter. Nur selten haben Säuglinge Beschwerden, meistens in Form von Anstrengung beim Trinken (Schwitzen) und unzureichender Gewichtszunahme.

 

Ventrikelseptumdefekt

Das ist ein Loch zwischen den beiden Hauptkammern des Herzens. Aufgrund des Druckunterschieds zwischen den beiden Kammern, wird dieser Herzfehler fast immer von einem Herzgeräusch begleitet und fällt meistens früh auf. Kleinere Defekte verursachen keine Beschwerden, nicht selten verschließen sich diese allein, vor allem wenn sie den muskulären Anteil der Kammertrennwand betreffen. Größere Defekte verursachen Symptome bereits im frühen Säuglingsalter, für die Babys ist das Trinken anstrengend und sie schwitzen dabei stark, die normale Gewichtszunahme bleibt aus. Diese Defekte müssen meistens in den ersten Lebensmonaten operativ behandelt werden. Bei größeren Kindern käme in Einzelfällen auch ein interventioneller Verschluss („Schirmchen“) in Frage.

 

Persistierender Duktus arteriosus (Botalli)

Dieser Begriff steht für das Offenbleiben einer Gefäßverbindung zwischen der Hauptschlagader (Aorta) und der Lungenschlagader (Arteria pulmonalis), die während der Schwangerschaft bei allen Menschen vorhanden ist. Diese Verbindung verschließt sich im Normalfall innerhalb weniger Stunden/Tagen nach der Geburt. Das Offenbleiben dieser Verbindung wird viel häufiger bei ehemaligen Frühgeborenen, als bei Reifgeborenen beobachtet und ist nicht selten ein Zufallsbefund, da die Kinder meistens beschwerdefrei sind. Nicht jedes Kind muss behandelt werden, die Behandlung kann mit wenigen Ausnahmen ohne Operation erfolgen.

 

Der Fontankreislauf

Der Fontankreislauf ist eine palliative operative Umstellung des Kreislaufs, bei der das venöse Blut (sauerstoffarme Blut) passiv und ohne vorgeschaltete Kammer in die Lungenschlagadern fließt. Dieses Operationsverfahren ist die einzige Behandlungsmöglichkeit für alle angeborenen Herzfehler mit einer solchen Anatomie, die einen normalen Kreislauf verbietet (Einkammersituation). Bei diesen Kindern wird die vorhandene Kammer als Systemkammer arbeiten und das Blut in die Hauptschlagader pumpen, der Blutfluss in die Lunge erfolgt passiv. Die Kreislauftrennung erfolgt in zwei Schritten. Die erste Operation findet im Alter von ca. 6 Monaten statt, hierbei wird die obere Hohlvene an die Lungenschlagader angeschlossen und dadurch das sauerstoffarme Blut der oberen Körperhälfte in die Lunge geleitet. Nach dieser ersten Operation haben die meisten Kinder ein Sauerstoffsättigungsniveau zwischen 80-90%, was ausreichend für sie ist. Da die untere Körperhälfte proportional immer größer wird, sinkt mit der Zeit die Sauerstoffsättinung, das Blut der unteren Körperhälfte muss ebenfalls umgeleitet werden. Dies erfolgt mittels eines Kunstoffrohres, das die untere Hohlvene mit der Lungenschlagader verbindet. Für diese zweite Operation muss das Kind ausreichend groß sein, um ein Rohr einbauen zu können, das für das weitere Wachstum ausreichen wird. Diese zweite Operation findet meistens im Alter von 2-3 Jahren statt.